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Living-History und Rekonstruktion

 

Der Anspruch der permanent Weiterentwicklung und Verbesserung gilt für unsere kämpferischen Fähigkeiten genauso wie für unsere darstellerische Qualität. Dabei stellen unsere Mitglieder verschiedene Kulturkreise und Regionen des Frühmittelalters dar. Dazu gehören die regionale Darstellung von Bajuwaren und Ottonen, aber auch Wikinger und Magyaren.

Jeder Zanari verfolgt die Darstellung einer Person aus einer bestimmten Region und Zeit des Frühmittelalters, welche so existiert haben könnte. Dabei ist uns ein bestimmter Authentizitätsanspruch hinsichtlich Tracht, Bewaffnung und (Lager-) Ausrüstung wichtig. Auf Mittelalter-Veranstaltungen verwenden wir so wenig moderne Gegenstände wie möglich. Damit die Darstellung stimmig ist, versuchen wir uns ständig zu verbessern und nutzen die verschiedenen handwerklichen Fähigkeiten und das breite Wissen unserer Mitglieder.

 

Living History und der historische Fechtsport

 

Wir versuchen die Verwendung moderner Gegenstände zu minimieren, dennoch stellt das Fechten dabei immer einen Kompromiss dar:

Moderne Protektoren sind notwendig um sich zu schützen, sollen aber unter der Tracht getragen werden. Handschuhe zum Schutz der Hände sind für das Frühmittelalter nicht belegt, werden aber aufgrund der Sicherheit dennoch getragen. Beim Handschuhbau wird auf Material zurückgegriffen, welches im Frühmittelalter vorhanden war. Da auf vielen Veranstaltungen Helmpflicht besteht, werden diese inflationär verwendet, obwohl es nur wenige Helmfunde aus dem Frühmittelalter gibt. Auf den Living-History-Schlachten wird nur selten Kavallerie eingesetzt. Im Rahmen unserer nicht-choreographierten Schlachten ist dies fast nicht umsetzbar.

Durch den Einsatz stumpfer Waffen kann der Verschleiß von Holzteilen (Schilde, Lanzenschäfte) z.B. beim einem Axt-Treffer nicht adäquat dargestellt werden.

Dies sind nur einige Probleme im Vergleich mit realen mittelalterlichen Schlachten und Kämpfen. Wir wissen aber um diese Kompromisse und nehmen sie bewusst in Kauf und versuchen sie klein zu halten.

Funde und Recherche

 

Damit Tracht und Bewaffnung zu der gewählten Periode und Region passt, muss diese auf Basis des aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes zusammengestellt werden. Das Studium einschlägiger Literatur und gegenseitiger fundierter Wissensaustausch ist dabei unerlässlich.

Die Rekonstruktionen von Tracht und Bewaffnung kann und muss im Frühmittelalter aus verschiedenen Quellen erfolgen:

Für Gegenstände aus anorganischen Material geben die archäologischen Funde aus Gräberfeldern, Wasserfunden, Hort- und Siedlungsfunden Aufschluss. Die Bestattungen im frühen Mittelalter erfolgten mit Grabbeigaben für die Verstorbenen im Jenseits. Zu den Beigaben gehören Alltagsgegenstände, Tracht, Schmuck und Bewaffnung. Durch die lange Zeit in der Erde bleiben je nach Bodenverhältnisse nur Gegenstände aus z.B. Eisen, Bronze, Horn, Keramik, Glas, Silber und Gold zurück. Darunter fallen die Gürtelteile, Schwerter, Messer, eiserne Schildteile, Schmuck, Perlen usw.

Funde aus organischem Material sind jedoch selten. Nur bei Funden in Permafrostböden, unter sehr heißen und trockenen Bedingungen oder unter Ausschluss von Sauerstoff wie z.B. in Sümpfen kann organisches Material in größerer Menge und relativ gutem Zustand gefunden werden. In herkömmlichen Böden kann z.B. für die getragenen Textilien oftmals nur die Webart der an Metall „festoxidierten“ Stoffreste (unteres mittleres Bild) analysiert werden.

Um die Tragweise und das Aussehen der Tracht bestimmen zu können, muss auf bildliche und schriftliche Quellen zurückgegriffen werden. Dabei kann die Verfügbarkeit und Qualität dieser Bildquellen unterschiedlich gut ausfallen.

Selbst unter Einbezug aller möglichen und sinnvollen Quellen, bleiben viele Fragen unbeantwortet. Diese Lücken müssen mit besten Wissen und Gewissen geschlossen werden. Durch konstruktive Diskussion zwischen unseren Mitgliedern, versuchen wir ein sinnvolles Ergebnis zu erreichen.

Rekonstruktion und Handwerk

 

Nach Abschluss der Recherche und der Entscheidung für die Lösung etwaiger wissenschaftlicher Lücken, kann mit der Rekonstruktion begonnen werden.

Bei der Herstellung von historischen Repliken greifen wir soweit es geht auf belegte und zum Kontext passende (z.B. dem Stand angemessene Textilien) Materialien zurück. Dazu gehören u. a. pflanzengefärbte Stoffe, handgenähte Kleidung oder die Verwendung heimischer Hölzer. Da bei einigen Rekonstruktionen hohes handwerkliches Geschick nötig ist, unterstützten wir uns gegenseitig. Zu den handwerklichen Tätigkeiten gehören: Lederarbeiten, Schneidern, Schmieden, Tauschieren, Metallbearbeitung, Drechseln, Schreinern, Färben und vieles mehr.

Kommen Sie zu einer unserer Veranstaltungen, um unsere Rekonstruktionen aus den verschiedenen Darstellungszeiträumen zu bewundern!

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